Jahresrückblick 2024

Was war 2024 für ein Jahr?
Ruhiger als 2023, aber dennoch ereignisreich und mental wie körperlich anstrengend.
Wenn ich zurück denke, fallen mir die Bauernproteste ein, Hochwasser in Deutschland, viele Demos verschiedener Art, politische Unruhen in der Welt, Landtagswahlen, ein gewaltiger Rechtsruck, immer noch Krieg in der Ukraine, natürlich Olympia in Paris, der Klimawandel schreitet voran, denn es war das wärmste Jahr seit Aufzeichnung des Messbeginns 1881.
Alles wird irgendwie schwieriger und Nachrichten gucken, macht unter Umständen depressiv.

Wir leben in komischen Zeiten, Zeiten in denen ich froh bin, dass meine Jugend hinter mir liegt. Zeiten in denen ich froh bin keine Kinder zu haben. Zeiten in denen ich mich immer mehr zurück ziehe aus der Öffentlichkeit, weil ich all das was im draußen passiert nicht mehr ertrage. Schon am frühen Morgen in der Straßenbahn, ist es übervoll und die Menschen sind aggressiv. Beim einkaufen das Gleiche. War ich doch früher ein geselliger Mensch, der gern ausging und am Wochenende das Tanzbein schwang, bin ich heute eher gemütlich drauf und genieße die Ruhe daheim und gehe früh schlafen. Wenige Freunde sind geblieben, da ich auch einfach keine Lust auf Menschen mehr habe. Es ist seltsam.
Menschenmassen, wie auf Weihnachtsmärkten oder Festivals, schrecken mich total ab.
Ein paar ausgewählte Veranstaltungen mit lieben Menschen, die ich kenne und schätze werden noch besucht, aber der Drang überall dabei sein zu müssen, ist völlig weg.
Mein Leben hat sich sehr verändert. Klar, spielt Meteor da eine entscheidende Rolle. Aber auch im Job habe ich inzwischen anspruchsvollere Aufgaben und einen anderen Dienstplan. Demzufolge brauche ich die Wochenenden zur Regeneration.

Das Jahr startete ja mit einem Umzug für Meteor in einen neuen Stall, da es in dem ersten nicht so gepasst hat. Der neue Stall war gut, doch es lief auch etwas anders als ich es mir erhofft hatte. Ein junges Pferd ist eine enorme Herausforderung. Man hat so viele erste Male und muss sich dies immer wieder ins Gedächtnis rufen. Er kann dies und jenes nicht wissen. Seine Reaktionen auf Dinge waren nicht immer ungefährlich.
Er ist und bleibt ein Fluchttier, mit einem recht hohen Vollblutanteil ( Trakehner/ Deutsches Sportpferd/ KWPN).
Da kann schon mal ne Sicherung durchknallen. Vorallem wenn das Vertrauen auf beiden Seiten noch nicht so gelegt ist.
Der erste Winter mit meinem Jungpferd hat mich sehr viel gekostet, finanziell und auch nervlich. Es ist nie etwas schlimmes passiert toi toi toi, aber mir ist bewusst geworden, wie vorausschauend ich sein muss. ich muss dem Pferd immer einen Schritt vorraus sein, dass alles was wir tun für uns beide sicher ist. Ich war so oft bei ihm wie es mir möglich war. Doch beim Reiten machten wir nicht die Fortschritte, trotz Unterricht und Teilberitt, die ich mir erhofft hatte. Er fühlte sich nicht unwohl dort. Es ging ihm gut. Aber es war trotzdem eine gewissermaßen fremde Umgebung. Er hatte viel „Feuer“ = Winter/Frühjahr und ich konnte ihm nicht die Sicherheit geben, die er brauchte.
Ich glaube das war das Haupt-Problem. Wir hatten Kommunikationsprobleme und ich war oft ziemlich am Ende und frustriert.
Vom Springen und Vielseitigkeitsreiten waren und sind wir weit entfernt.
Er ist wie ein Spiegel. Er zeigt mir genau was ich nicht kann. Ich arbeite an mir, ich höre ihm zu. Doch es bessert sich nichts über Nacht.
Es ist ein Prozess. Dies erfordert Geduld. Wahnsinnig viel Geduld!
Es ist nicht wie mit ausgebildeten Pferden, wo ich mich nur auf mich konzentrieren kann. Ich muss einfach richtig reiten, damit er mich und meine Hilfen versteht. Das ich nie einen Feinschliff in Sachen Hilfengebung erhalten habe, fällt mir nun auf die Füße.

Ich war fast 20 Jahre raus … und stehe nun da mit einem rohen Ei. Ja, ich hatte Momente wo ich aufgeben wollte. Phasen in denen er mich nicht aufsteigen ließ, Phasen in denen er angefangen hat zu steigen, ausbrechen und durch starten… Ich war auch einen Moment lang so weit, ihn zu verkaufen. Ich war allein und auf mich gestellt. In einem Pensionsstall bekommt man zwar Hilfe, doch man bezahlt eben für jedes Extra. Du musst schon selbst mit deinem Pferd klar kommen. Jeder hat einen guten Ratschlag für dich, doch jeder sagt auch etwas anderes. Am Ende ist es gut auf das eigene Bauchgefühl zu hören.
Alles rund ums Pferd ist unglaublich teuer. Ich hatte also eine recht harte Landung aus meiner Pferde-rosa-Brille-Welt in die Realität.
Meteor musste also nochmal umziehen, zurück zu meinen Eltern. Auf dem Hof wo er geboren ist, war er nach kurzer Zeit tiefenentspannt.
Er war und ist bis heute ein ganz anderes Pferd. Als ob er nur wieder nach Hause wollte.
Er konnte den Sommer über 24/7 auf der Koppel sein, in einer reinen Stutenherde. Schnell war er der Hahn im Korb und liebte es.
Wir gingen jedes Wochenende ausreiten. Das Gelände ist mit nichts zu vergleichen. Man kann hier durch Wälder reiten und Querfeldein. Man begegnet nur wenigen Menschen, kaum Autos. Eigentlich Perfekt! Auch hier zeigte er sich nur wenig umweltorientiert, eher selbstbewusst und neugierig.

Wir konnten endlich auch auf dem Reitplatz richtig trainieren. Er bekam ein abwechslungsreiches Training und war sehr motiviert und konzentriert und vorallem entspannt bei der Sache. Ich bekam hin und wieder Unterstützung von meiner Familie beim Training. Doch einen richtigen Trainer zu haben, der regelmäßig mit uns arbeitet, blieb aus. Das ist nach wie vor sehr schade.
Es ist einfach was anderes sein Pferd auf einem privaten Hof stehen zu haben, als in einem Pensionsstall.
Auch wenn ich weiter fahren muss, ist es pro Pferd gesehen , die beste Entscheidung. Perspektivisch möchte ich Meteor aber wieder bei mir in der Nähe haben. Mal sehen, ob und wie sich etwas ergibt. Vorerst bleibt er aber da.

Wir bereiteten uns auf unser 1. Turnier vor im September. Eine Reitpferdeprüfung für junge Pferde. Er zeigte sich nur anfangs überfordert von der Kulisse und den vielen Pferden, doch in der Prüfung lieferte er ab. Jedoch merkte man die Defizite in der Ausbildung deutlich. Das hätte besser laufen können. Rückblickend war es für uns beide das 1. Turnier und völlig ok, wenn es nicht gut war.
Ich habe mein Ziel, mit ihm im Jahr 2024 ein Turnier zu reiten erreicht. Ein Jahr vorher war nicht mal klar ob er überhaupt reitbar ist. Mit seiner Rückengeschichte und meinem Wiedereinsteiger -Background. Wir können also stolz sein.
Er ist ein gutes Pferd und charakterlich ein Goldstück. Ein gechillter Kerl, der typisch pubertier nur ans Fressen denkt und seinen eigenen Kopf hat. Oft ist er recht stur, doch ich glaube wir haben uns inzwischen zusammen gerauft und uns kennen und lieben gelernt. Ich glaube mit einem anderen Jungpferd, ähnlicher Zucht , aber schreckhafterem Charakter, wäre ich auch nicht zurecht gekommen. Somit ist schon alles wie es sein soll! Ein Sprichwort sagt: „Man bekommt das Pferd an seine Seite, was man verdient. “

Wir machen auch viel Quatsch zusammen und ich würde mal behaupten, er hat schon verstanden, dass ich sein Mensch bin. Ausreiten liebt er. Überhaupt ist er sehr neugierig, will alles anschauen und alles in den Mund nehmen. Bodenarbeit und Freiarbeit macht er auch immer sehr fleißig mit und genießt ausgiebige Krauleinheiten. Ich bin sehr gespannt wo unsere gemeinsame Reise noch hin geht. Ab Mitte Januar konnte ich nun endlich eine mobile Trainerin ausmachen, die auch zu uns nach Thüringen kommen wird. Ich hoffe sehr, dass Sie zu uns passt und uns hilfreiche Tipps geben kann. Alleine schaffe ich es einfach nicht, ihm eine solide Grundausbildung zu geben. Doch das sollte er unbedingt bekommen. So ein großer , schlacksiger Kerl, muss ordentlich gymnastiziert werden und seine Balance finden unterm Reiter.
Dann kommt der Rest von ganz alleine. Er wird 5 im Mai, wird also auch langsam Zeit.
Ziel für 2025 ist mit Meteor auf jeden Fall weiter an seiner Grundausbildung arbeiten, mit springen anfangen und hoffentlich vlt. Doch im Sommer oder Herbst ein richtiges, kleines Turnier reiten zu können. Ein Traum wäre immer noch eine Vielseitigkeit 😉

Man merkt schon, es dreht sich alles um Meteor. Er ist der Mittelpunkt meines Lebens und auch wenn es mich sehr viel Zeit kostet und viele Nerven und Kraft, bin ich sehr froh und dankbar ihn in meinem Leben zu haben. Hoffentlich noch ganz, ganz lange!
Ich möchte gemeinsam mit ihm wachsen. Mit meinem Partner Pferd durch die Natur streifen oder einfach Abende im Stall oder auf der Koppel verbringen, die monotonen Kaugeräusche der Pferde, ihre Gesellschaft, die Ruhe und der Geruch, es ist so beruhigend, fast medidativ. Nichts ist schöner nach einer stressigen Woche.
Ich sitze manchmal abends einfach im Stall, in Meteors Box in einer Ecke im Stroh und lausche. Dann kommt Meteor mit seinem Kopf und stubst mich an, als wollte er sagen: „ist alles ok?“  oder vlt. Will er auch nur ne Möhre haben *lach*. Ich weiß es nicht genau. Aber ich mag es, wenn er den Kontakt zu mir sucht.
Reiten bzw. ein eigenes Pferd ist eben nicht nur ein Hobby, man geht eine Partnerschaft ein, eine Verantwortung für ein Lebewesen, was recht alt werden kann. Es ist eine Lebensaufgabe, die nur mit totaler Hingabe und Leidenschaft richtig ausgeführt werden kann.

„Wenn Du aufsteigst, angallopierst… den Wind in den Haaren und das Gefühl von endloser Freiheit spürst… und dir wünschst der Moment würde nie enden.“

Was der Mensch vom Pferd lernt, ist wertvoller als das, was der Mensch dem Pferd je beibringen könnte.“

Ich habe dafür viel geopfert, bin über Grenzen gegangen und habe auch gewonnen. Doch es war oft ein Kampf. Nun zum Ende des Jahres merke ich wie kräftezehrend der Kampf war. Ich brauche etwas Ruhe und muss meine Batterien wieder aufladen. Sicher kommen bald schon die nächsten Aufgaben.

Zum Glück fahren Daniel und ich zum Jahresende ein paar Tage zum Wellness und lassen das Jahr ausklingen. Ein Kurzurlaub zu Zweit. Darauf freue ich mich sehr. Leider kommt Zeit zu Zweit öfter mal zu kurz und viel gemeinsamen Urlaub hatten wir in diesem Jahr auch nicht gerade. Auch der Partner eines Pferdemädchens muss eben Opfer bringen.
Auch hier denke ich, haben wir einen guten Weg gefunden, inzwischen…  Manchmal holprig, doch mit Zukunftsperspektive.
Mit etwas Glück steht für uns im nächsten Jahr ein Umzug an!

Möge uns das neue Jahr  Harmonie, Entspannung, Durchhaltevermögen und Wohlwollen bringen. Sowie schöne Augenblicke, Liebe, Motivation, Erfolge, neue Möglichkeiten und Überraschungen positiver Art!

Ich wünsche uns allen schöne Feiertage und alles Gute für 2025!