Rebellion gegen die Rebellion

Jeder der in seiner Teenie – und Jugendzeit zu den „aufmüpfigen“ gehörte kennt bestimmt folgenden Spruch und hat ihn mehr oder weniger zu seinem Mantra von damals gemacht:
„Ich gegen den Rest der Welt“
Früher aggressiv und gefährlich, heute souverän und verwöhnt – was die Jugendkulturen zu Zeiten des Rock’n’Roll und der Gegenwart verbindet, ist Einsamkeit.
Man wollte nicht gefallen. Rock war die Unmittelbarkeit der Straße gegen die trügerische Heimeligkeit der elterlichen Wohnstuben.
Aggressiv und gefährlich, promisk, anders und sowieso immer auch sexuell, teilweise bis zur Gesundheitsgefährung (Drogenkonsum).
Wichtig war in dem Kontext auch immer die Musik und die damit verbundenen Helden… z.B. Generation X –> die von Perspektivlosigkeit geprägten (Punk -Grunge-Bewegung).

Oft bin ich erschüttert was aus den Linken von damals geworden ist. Und was man heute für Rebellion hält… meist ist es einfach nur Radikal oder Zuckerwatte-Glitzer-Bullshit.
„Sadness is Rebellion“ …eine dieser Aussagen die man heute ständig aus der Szene hört. Wie kann man denn bitte mit Traurigkeit rebellieren? höchtens gegen sich selbst und
bewegen kann man damit schon gar nichts. Für mich klingt das eher nach destruktiven Emos.
Eine Rebellion sollte doch effektiv sein. Wir sind früher auf die Straßen gegangen gegen Rechts und haben in der Nacht zuvor auf der festgelegten Marsch-Route Plakate mit
„kein Sex mit Nazis“ aufgehangen. Haben Abrisshäuser besetzt und auf illegalen Dachboden-Partys getanzt. Wir waren echte Rebellen!Friedlich ala Sitzstreik aber sichtbar für jederman.
Wir waren gegen das System, gegen Nazis, gegen die Generation unserer Eltern (Spießer), gegen den Kapitalismus und laut!
Man hat auch mal nen Platzverweis hin genommen und nen halben Tag im Knast.
Denn es waren die Absichten die zählten und die waren gut. Man hatte Träume und wollte die Welt verändern. Ähnlich der 69er Bewegung.
Aber hat es heute doch trotzdem zu was gebracht, wenn auch nach wie vor kritisch und belesen.

Heute ist alles anders. Aber wie  kann jugendliche Rebellion überhaupt noch stattfinden? Es gab doch alles schon…
Der heutige Mediengebrauch und Netzwerke ala Facebook spielen eine große Rolle. Fördern die Anonymität und die Massenverblödung.
Lassen Gewalt zu, aber heben den Zensurfinger wenn es um Nacktheit geht. Überwachung und Like-Gesellschaft ohne Gesicht…Amerikanische Standards.

Es entsteht eine „Always-Online-Existenz “ die durch Massenkonsum auch die alternative Freiheit der Kunst nach und nach verdrängen will.
Die jungen Leute leiden an Überfluss in jeglicher Hinsicht. Grundsätzlich ist es nämlich so, dass die heutige Jugend wenig Gründe hat, zu demonstrieren und zu rebellieren.
Sie haben unglaublich viele Möglichkeiten und vergleichsweise wenig Einschränkungen. Es gibt beispielsweise kein Versammlungsverbot mehr, das man bekämpfen müsste.

Wogegen, frage ich, soll denn der gemeine Teenager dann rebellieren? Wenn er kifft oder säuft und sich einen Iro verpasst, dann eifert er auf eine gewisse Weise seinen Eltern nach.
Das alleine würde der Teenager möglicherweise noch akzeptieren, aber die Tatsache, dass seine Eltern ihn verstehen, nimmt ihm den ganzen Spass an der Rebellion.
Das ist die traurige Wahrheit die vielleicht wieder zu dem „Sadness is Rebellion“-Gedanken führt 😉
mein Rat: Nehmt euch ein Geschichtsbuch und fangt an zu lesen! Schaut euch Dokus an. Bildet euch selbst!
Bewusstsein und Erwachen hilft auch gegen Traurigkeit!

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„My Rebelheart never dies…“
Foto: Sven Nowak