Grenzerfahrung- Hänge-Bondage

Grenzerfahrung- Hänge-Bondage

Leben heißt Boden verlieren! (Cioran)

„Da wir nicht wissen, wieviel Zeit wir noch zu leben haben, fordert die Pflicht uns selbst gegenüber, nur das zu tun, was unser Wesen wirklich betrifft.
Kein Herumforschen: aber vor allen sich selbst erforschen. […]Cioran

 

Vor ein paar Wochen hatte ich mein erstes Hänge Bondage –Shooting. Bondage ansich war nicht neu für mich. Aber ohne auch nur eine Zehenspitze am Boden zu haben,
komplett mit einem „Huch“ plötzlich an der Decke zu hängen, ist ein unbeschreibliches, neues Gefühl. Es hat nicht mal unbedingt etwas mit Sex oder Fetisch zu tun.
Sondern mit Grenzerfahrung, mit Schmerz, mit Freiheit und los lassen, bewusster Abgabe von Kontrolle, Körpergefühl und natürlich dem Reiz des Neuen!
Ich finde es unheimlich spannend sich auszuprobieren. Was macht mein Körper mit, was beflügelt meinen Geist, was gefällt mir und wo ist die Grenze…
Voraussetzung ist natürlich das Ganze mit einem Profi zu machen. Wenn ich schon Kontrolle abgebe, dann nur an wen der es kann.
Somit begab ich mich in die fähigen Rigger-Hände von Ropemotion aus Siegen. Geplant war eigentlich ein Bondage in Public Shooting, was wir jedoch aufgrund von Kälte
und schlechtem Wetter nach drinnen verlegen mussten. Location wurde der Dachboden eines stilechten Leipziger Altbaus und fotografiert hat der liebe Jochen Dörsam (The Art of Raw).
Ich bin sehr zufrieden und stolz auf uns! Die Ergebnisse sprechen für sich:-D
Es wird hier auch bald eine Galerie der fertigen Bilder dazu geben.

 

„Leben“ heißt fast zwangsläufig „den Boden verlieren“ und gleichzeitig die liebgewonnenen Sicherheiten und Erklärungen, die man von klein auf zu sammeln beginnt,
um dem Sinnlosen einen Sinn zu verleihen, der Gewalt Plausibilität und dem Unrecht eine fadenscheinige Begründung.– Es geht um die Wiedererlangung von Freiheit und
Würde des Menschen. Der Grund der Existenz ist der Schmerz, das Absurde, das In-die-Welt-Geworfensein!
Es ist der Mangel eines jeden Grundes für das Leben selbst, die Abwesenheit allen Sinns und die Willkürlichkeit der meisten Handlungen.
Erst im Eingeständnis dieser Daseinsgrundlage liegt die Befreiung der Menschen, die alles versuchen, um sich von der tiefen Sinnlosigkeit ihrer Leben
– die dennoch mit Sinn angefüllt werden können – abzulenken.

Allerdings besitzen die bedeutenden Einsichten in das Leben eine Art umgekehrter Topographie: Je tiefer man gräbt, wie Nietzsche wahrscheinlich sagen würde,
umso höher gelangt man hinaus. Man besteigt die Berge, begibt sich in die Höhenluft und kann – sofern man es aushält – vielleicht noch gerade atmen,
aber man ist in vielen Fällen allein. Von den falschen Lebensgrundlagen der anderen entfernt, muss man sich die eigenen erst selber schaffen, selbst also Sinn erzeugen!
…und das wird bei Nietzsche und Cioran schließlich zum Zentrum einer Philosophie, die mit Kälte nicht spart,
dafür aber dem Menschen weitaus besser gerecht wird und ihm verständnisvoller entgegentritt als jede Einkaufsmeile, in der die Neonfassaden sinnloser Geschäfte die Sackgasse der Gegenwart bezeichnen.

 

Foto: The Art of Raw
Rigger: RopEmotion