Dieses Jahr lief gut an und dann kam Corona.
Innerhalb weniger Wochen wurde unser Leben so gut wie lahm gelegt.
Alles was wir für normal gehalten haben, entfiel oder wurde in Frage gestellt.
Meine Generation hat sowas noch nie erlebt.
Ausgangsbeschränkungen, Home Office auch in Berufen wo es nie möglich war, kein Reisen, kein Treffen mit Freunden oder Familie, kein shoppen, kein Friseur, keine Parties, kein Eis in der Sonne im Park, kein Kino, kein Theater, kurz gesagt = kein öffentliches Leben
…Sicherhaltsbstand, Angst beim Lebensmitteleinkauf, Videochat und Schutzmasken bestimmen nun unseren Alltag.
Ich schätze mich mehr als glücklich zu den privilegierten dieser Krise zu gehören. Ich bekomme weiter Gehalt, kann von zu Hause arbeiten, habe eine schöne, helle Wohnung mit Balkon und seit kurzem einen Garten.
Ganz wichtig: Ich bin nicht allein. –> all das macht mich unendlich Dankbar!
Aktuell stehen wir fast am Ende der „harten“ Ausgangsbeschränkungen, man kann ein vorsichtiges Statement abgeben:
Stand 12. April: 483 Bürger in leipzig infiziert, sachsenweit sind es mindestens 3929.
Es ist für ganz viele Menschen kaum zu ertragen, existenzruinierend. Kurzarbeit oder ganz und gar ohne Job aus dieser Krise raus zu gehen.
Andere zerbrechen an der Einsamkeit, wieder andere verstricken sich in Verschwörungstheorien.
Man kann sagen, wie gut man die Ausgangsbeschränkungen verkraftet, liegt maßgeblich an der Beschaffenheit der eigenen vier Wände und des eigenen Innenlebens.
Manchmal ist man gern allein. Liebt Entscheidungsfreiheit und Ruhe, zieht Alleinunterhaltung dem Gruppenzwang vor. Breitet sich das Alleinsein aber aus, zu einem ungewollten Dauerzustand, wird es bedrückend.
Abgrenzung von der Außenwelt geht fließend über in das Gefühl, gefangen gehlaten zu sein. Es scheint kein entkommen zu geben, vor den eigenen 4 Wänden, dem Virus, den Gedanken die man sich macht. – Un-heimelig im Freud’schen Sinne.
Diese Welt wie wir sie kennen , wird nach dem Virus anders sein.
Wie genau, läßt sich nur vermuten, aber vieles wird sich ändern. Denn Corona geht nicht mehr weg.
Es wird einen Impfstoff geben oder ein Medikament sicher noch in diesem Jahr. Aber dennoch hat es Auswirkungen auf die Wirtschaft, auf die Menschen, auf alles. Das Ausmaß ist größer als man glauben mag.
Wir sind unsere Freiheit gewöhnt und das leichte unbeschwerte Leben im übervollen kapitalistischen Deutschland.
Die Parallelitäten zu den 1920ern sind unübersehbar.
Für die meisten Leute waren die 20er-Jahre nämlich nicht „golden“. Am Anfang der 1920er-Jahre gab es die Hyperinflationskrise, die Vermögen vernichtet hat und die die einfachen Leute nach dem Krieg noch einmal in schwere Lebenssituationen stürzte.
Soziale Konflikte treten wieder offen hervor und sorgen für politische Radikalisierung, die letztendlich im Nationalsozialismus gipfelt.
Damals und heute ist es so, dass politische Kräfte die Krisen für ihre Zwecke nutzen.
Auf dem Land bekommen die Menschen von all den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen nur wenig mit. Für sie hat sich auch nur wenig verändert. Das ist auch heute noch so. Von Corona merkt man dort nicht viel.
In den 1920er Jahren hält die sogenannte Landflucht weiter an. Die Menschen suchen in den Städten nach Arbeit und einem besseren Leben.
Auch das kann man heute genauso beobachten.
Vor allem das Nachtleben in den Großstädten ist ausgelassen und freizügig (wie heute). Es wird Absinth getrunken und in den Ballhäusern wird Charleston getanzt. Frauen schneiden sich die Haare kurz und beginnen die Emanzipation immer weiter vorran zu treiben. Auch heute kann man eine neue Welle dieser Bewegung beobachten, den Neo-Feminismus.
Freilich gab es also eine Phase der Erholung in den 1920ern, aber für die meisten Leute war es eine harte Zeit. Mit dem Rausch hat man zum Teil versucht, die schweren Lebensbedingungen zu vergessen.
Daher muss jeder Perspektivwechsel genutzt werden!
Wenn der Alltag nur noch an einem begrenzten Ort stattfinden kann, wünscht man sich diesen so komfortabel und weitläufig wie möglich.
Jeder Perspektivwechsel wird genutzt und sei es nur der Blick aus dem Küchenfenster oder eben ein Ausflug in den Garten, um den Blick auf frisches Grün und Garten-Arbeit zu lenken.
Nichts ist wichtiger, als sich im gewählten zu Hause auch so zu fühlen, zu Hause.
Ohne räumlichen Ausweg steigt das Konfliktrisiko, die die zu Hause nicht sicher sind, werden noch gefährdeter. Häusliche Gewalt bekommt ein ganz neues Level.
Auf Instagram posten Menschen Bilder von sich mit Aktenkoffer und Trenchcoat, wie sie sich an der Stange des Duschvorhangs festhaltend, auf dem Weg zur Arbeit ins Büro sind (vermutlich der Küchentisch).
Ist das nun kreativ oder verzweifelt?
Wer keine finaziellen Schwierigkeiten hat, wird Geld niemals als Problem verstehen, das es zu bedenken gilt. Und wer eine riesen Bude oder Haus hat, der regt natürlich gern dazu an, zu Hause zu bleiben, um Leben zu retten.
Denn wo liegt das Problem? Stars scheinen mental genauso wenig wie Influencer auf einen Notstand und ein jetzt angemessenes Verhalten vorbereitet zu sein.
Eine Pandemie lässt sich aber auch schwer mit einem ansprechenden Instagram Feed vereinbaren.
Selten wurde so sichtbar, dass die Distanz zwischen den Menschen unglaublich groß ist, unabhängig von Social Distancing.
„Die Hölle, das sind die Anderen. “ – dieser und andere Sätze von Sartre bekommen in dieser Zeit eine ganz neue Wertigkeit.
„In dem Moment, wo die Menschen nicht ehrlich zu sich und den Anderen sind, sind die Bedingungen dafür gegeben, dass die anderen zu ihren Folterern werden.“ (geschlossene Gesellschaft).
Entscheidend aber ist, das dieses Leiden unter den anderen nicht zwangsläufig ist. Menschen können sich immer auch entscheiden, anders zu handeln und verantwortungsbewusst miteinander umzugehen.
Wir werden zwar in diese Welt geworfen und es gibt viele Situationen auf die wir keinen Einfluss haben. Wenn wir uns aber , auch ohne eigenes Zutun, in einer bestimmten Situation befinden, so sind wir gezwungen , zu entscheiden und indem wir entscheiden, verantworten wir auch unsere Entscheidung! Diese große Freiheit ist auch eines der größten Bedrängnisse.
Wir haben die Freiheit einkaufen zu gehen oder eben auch nicht. Der eine kauft eine Packung Klopapier, der andere zehn.
Der nächste keine, weil ausverkauft. So schnell wird Freiheit banal gesehen zum Bedrängnis und der Egoismus des Einzelnen siegt über das Verantwortungsbewusstsein des Anderen. Die Hölle, das sind die Anderen!
Genauso kann man es mit Abstand halten, Fake News verbreiten oder anhusten durch spielen.
Die Dummheit und Doppelmoral, dieser Tage kennt fast keine Grenzen.
In diesen Tagen sind wir in besonderem Maße dazu aufgefordert , Verantwortung für unser handeln zu übernehmen.
Respektieren wir z.b. das Nicht-Treffen von Freunden auf engen Raum oder den Abstand beim Einkaufen, übernehmen wir auch eine Verantwortung für die Gesundheit anderer.
„Die Freiheit des Einzelnen setzt die Freiheit aller Voraus“.
Haltet durch und denkt nach!
„Vielleicht gibt es schönere Zeiten; aber diese ist die unsere.“ (Sartre)