In letzter Zeit ist es hier eher ruhiger geworden, was unter anderem daran liegt, dass wir umgezogen sind und unbedingt vorm großen 3-wöchigen Urlaub noch ganz viel schaffen wollten.
Sichtlich gestresst , genervt und mit einer kaputten Seitentür an unserem MB100 starteten wir gen Ungarn.
Sonst waren wir immer perfekt vorbereitet und hatten uns auch schon mit unserem Reiseziel auseinander gesetzt, ergo etwas gelesen zu Land und Leuten. Dieses mal lag der Reiseführer noch völlig unberührt im Handschuhfach. Wir fuhren einfach los ohne direkten Reiseplan. Hat auch was!
Wir wollten mit dem Ozora Festival in DÁDPUSZTA starten.
Tag1 Leipzig-Tschechien
Wir fuhren bis kurz hinter Prag. In unserem alten Stellplatzführer gab es einen kleinen Campingplatz (Benesov u Prahy), dieser sollte es sein.
Leider war der zu und wie ausgestorben. Somit entschieden wir uns fürs wild campen.
Tag2 Slowenien-Ungarn
Wir fuhren bis zum Balaton, Also’örs (Pelso Camping).
Es war ziemlich warm und nach dem langen Auto fahren, hatten wir das dringende Bedürfnis auf schwimmen gehen und noch eine Nacht in Ruhe schlafen bevor das Festival los geht.
Wer weiß wo es uns hin verschlägt… von daher ist mal Balaton sehen auch gar nicht übel.
Somit gingen wir im Balaton schwimmen, waren aber etwas enttäuscht da dieser enorm flach ist und man Kilometer rein laufen muss um richtig schwimmen zu können.
Zudem war Hochsaison und der Campin Platz war sehr laut und voll.
Egal…, Frisch geduscht und gestätkt verließen wir am nächsten morgen Also’örs und starteten gen Ozora.
Tag3 bis …Zeitgefühl verloren…
Gegen Mittag waren wir da und nach einer witzigen Polizeikontrolle und einer wenig witzigen Diskussion mit Securities vom Festivalgelände, standen wir endlich bei unseren Freunden und konnten ankommen und abschalten.
Was man auf dem O.Z.O.R.A. erlebt ist schwer in Worte zu fassen, lasst es mich dennoch versuchen, denn wir verbrachten dort 6 traumhafte Tage.
Das Festival geht nicht nur, wie offiziell angegeben, 7 Tage sondern man kann schon Freitags anreisen und dann bis zum Mitwoch nach offiziellem Festivalende dort campen, also kann man dort satte 13 Tage verbringen. Es ist wie eine kleine Stadt mit festen Gebäuden , wo jedes Jahr angebaut statt abgebaut wird.
Auf dem Campingplatz sind überall fest installierte Duschen, Wasserstellen und Toiletten aus Holz vorhanden, keine Dixies. Das Wasser zum Duschen ist ungeheizt, bei den Temperaturen ist es aber sehr angenehm kalt zu Duschen.
Man muss aber gar nicht auf dem Campingplatz campen, man darf nämlich auch auf dem Festivalgelände sein Zelt aufbauen, oder man nimmt erst gar keins mit und bleibt gleich bei der Hängematte, die man irgendwo im Wald oder bei der Stage aufhängt.
Allgemein darf man auf dem O.Z.O.R.A. Festival tun und lassen was man möchte, solange man nichts kaputt macht und Andere nicht einschränkt. Freiheit steht dort an erster Stelle, an zweiter Stelle steht die Liebe, die Liebe zur Natur, zu den Menschen, der Kreativität und der Musik.
Zum Thema Musik kann ich nur sagen, dass dort sehr unterschiedliche Musik läuft, es gab von Techno, Electro, Itlao über Goa bis zu Ambient alles, und auch Live-Performances.
Die Deko war sehr liebevoll und detailreich gestaltet, teilweise wurde sie sogar von den Besuchern selbst mitgestaltet und hat sich über die Festivaltage stetig verändert und erweitert.
Die Verpflegung des Festivals gestaltet sich so vielfältig wie ich es noch nie erlebt habe, es gibt dort fest installierte Restaurants vom Veranstalter mit viel Auswahl, auch für Veganer und Vegetarier. Aber es gibt ebenfalls Stände von selbständigen Personen mit allerlei Spezialitäten aus der ganzen Welt, welche man mal probieren sollte. Und wenn man sich lieber selbst etwas zubereiten möchte, geht man in die „Cooking Grove“ das ist eine riesen Feuer-Kochstelle mitten im Wald und diverse „Küchenhexen“ an denen man backen und kochen kann, was man möchte. Die frischen Zutaten, wie Kräuter dafür kann man auch direkt auf dem Festivalgelände pflücken. Zusätzlich zu dem Gemüse- und Obsthandel gibt es dort auch einen gut sortierten Supermarkt.
Es gab ausserdem noch eine ganze Menge Workshops jeden Tag, für die man sich allerdings anmelden musste. Einen tollen, sauberen Badesee mit Lehmboden, wo man sich gegenseitig mit Schlamm massieren konnte. Es gab eine Mikrokosmos Station, wo man sämtliche Steine, Hölzer usw. unter einem Mikroskop sehen konnte. Dinge bzw. eher Minni-Tierchen die das bloße Auge gar nicht sieht. Kaleidoskope um die Perspektive zu wechseln. Chakra Singen und ganz viel Yoga an jeder Ecke. Alles war sehr sprituell und auf Geist und Seele eines jeden selbst bezogen.
Beeindruckend fand ich auch die Opening Ceremonie, wo 6 Reiter mit Fackeln den Berg runter galoppiert kamen um das Festival mit einem großen Feuer zu eröffnen, um das dann alle getanzt haben. Die Ungarn sind ein stolzes Reiterfolk, dies kann man in vielen Ecken von Ungarn deutlich spüren. Sie sagen auch gern das sie von den Hunnen abstammen, doch ganz beweisen ist das nicht 🙂 Jedenfalls war das ein Gänsehaut Moment!
Vorallem wenn man bedenkt, dass dort um die 60.000 Menschen waren. Das hat man sonst gar nicht so gemerkt. Das Gelände war so groß und weitläufig.
Man taucht Barfuß ein in eine Welt, in der man seine Seele nicht mehr schützen und verstecken muss, sondern sie Stück für Stück offen legt, vor sich ausbreitet und sich selbst neu entdeckt.
Mit jedem Tag legt man ein Stück seiner eigenen Schwere ab und wird leicht und frei. Themen des eigenen Selbst kommen in den Vordergrund und du weißt was bleibt und was du problemlos
weg tanzen kannst. Es war eine großartige Erfahrung. Das Ozora steigt auf meiner Lieblingsfestival-Liste ganz nach oben und ich möchte gern nochmal hin!
Allerdings kam nach 6 Tagen bei mir ganz stark das Bedürfnis nach Schlafen ohne Krach und Ohropacks. Die Reise sollte weiter gehen.
Wir fuhren also weiter nach Balatonfüred auf einen Campingplatz. Die Idee mit dem Schlafen ging leider daneben, da dort in Balatonnähe Ballermann feeling war. Viele junge Party People,
die bis morgens laut am feiern waren.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter und beschlossen uns so weit es geht ins Hinterland zu verziehen und Ruhe und Natur zu haben.
Unser Bus , den wir in der Zwischenzeit Morla (die Schildkröte in der unendlichen Geschichte) getauft hatten, brachte uns langsam und behaglich ans nächste Tagesziel.
Ta’liandörögd (Napfe’ny Camping), ist ein kleiner Campingplatz im idyllischen Hinterland Ungarns.
Es war sehr ruhig, kaum andere Menschen und sehr nette Betreiber, die etwas deutsch konnten.
Wir blieben 2 Tage dort, da es genau das war was wir brauchten. Stille und Natur!
Wir unternahmen Spatziergänge und grillten und wuschen unsere Wäsche und ließen einfach mal die Seele baumeln. Ich versuchte meinen Tag mit Yoga zu beginnen.
Ich finde das total schön, doch leider läßt es sich so schwer in meinen Alltag integrieren. Mal sehen vlt. klappt es ja noch 🙂
Die nächsten Tage stand uns der Sinn nach etwas Sightseeing. Im Reiseführer hatte ich viel über Veszpre’m und Székesfehérvár gelesen.
Veszprém, welches den schönen Beinamen „Stadt der Königinnen“ trägt, war der beliebteste Aufenthaltsort vom ungarischen Gründerkönig Stephan und seiner Gemahlin, der Königin Gisela.
Die Burg ist einer der berühmtesten Zielpunkte des Tourismus, in der sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten befinden, wie zum Beispiel das Standbild des ersten königlichen Paars, der Erzbischofpalast oder die Gisela-Kapelle. Seine historische Relevanz hat Veszprém als Krönungsort der Königinnen von Ungarn und heute noch als Bischofssitz.
Székesfehérvár ist im Gegenzug die Stadt der Könige. Ihren kulturellen Reichtum verdankt die Stadt ihrer langen Geschichte. Nach der Staatsgründung von Stephan I. stand hier die Krönungsbasilika, wo sich auch die ungarischen Könige beerdigen ließen. Davon ist allerdings wenig erhalten geblieben und heute stehen nur noch die Mauern. In der Türkenzeit wurde alles vernichtet, doch auf den Ruinen entstand viel Neues und heute steht hier eine nette Altstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.
Nach einer Mittagsruhe an einem vergessenen Waldbad ging es in gut einer Stunde nach Budapest.
Wir fanden einen netten Camping Platz im Zentrum (Haller Camping). Von da aus starteten wir unsere Tages-Touren.
Durch die besondere geographische Lage von Budapest weist die ungarische Hauptstadt sowohl flache Stadtbezirke im Osten als auch hügelige Bezirke im Westen auf. Die Budaer Stadtseite ist geprägt von kleinen Bergen, doch einer dieser Felsstrukturen liegt direkt am Ufer der Donau, weshalb der Berg in der Stadtgeschichte schon immer eine einzigartige Rolle gespielt hat.
Die Rede ist vom berühmten Gellért Berg. Dorthin sollte unsere erste Tour gehen.
Sehenswürdigkeiten wie die Zitadelle oder die Freiheitsstatue mit Freiheitsbrücke, kann man von da aus bestaunen.
Ebenso das Die Gellért-Therme und das Gellért-Schwimmbad. Über die „wunderwirkenden“ Quellen am Berge Gellért gibt es bereits Zeugnisse aus dem 15.Jahrhundert. Das Bad wurde von den Türken später besonders geschätzt, da es größer war und heißeres Wasser hatte, als alle anderen damaligen Bäder von Buda. Der schöne Jugendstil-Bau mit seinem Garten und Statuen und üppigen Arrangements läd zum staunen, baden und verweilen ein.
Weiter ging es am nächsten Tag mit dem Burgviertel im Stadtteil Buda. Es erhebt sich auf dem knapp 170m hohen Hügel am Donauufer von Budapest.
An den kurvenreichen Pflasterstraßen und den begrünten Promenaden des Burgviertels findet man barocke Häuser, Denkmäler der Habsburger sowie Cafés.
Zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten zählt die Burg Buda, ein Palast, der im Laufe der Jahrhunderte niedergerissen und wiederaufgebaut wurde und heute die Ungarische Nationalgalerie und das Historische Museum beheimatet. Die Türme und Terrassen der Fischerbastei bieten einen Ausblick auf die Donau und die nahe gelegene Matthiaskirche.
Es gibt unzähliges zu sehen im Burgviertel, man muss einmal selbst da gewesen sein 🙂
Am Abend wollten wir uns noch die andere Seite ansehen. Die Pest -Seite von Budapest und das jüdische Viertel.
Das jüdische Viertel gehört zu den schönsten in Budapest. Neben den Synagogen gibt es hier aber auch viele coole Kneipen.
Jung, hip, alternativ und voller Geschichte – so kann man dieses Viertel wohl beschreiben.
Allerdings ist die alternative Welle schon am überschwappen. Die Touris machen es kaputt.
Mittlerweile ist „Szimpla kert“ (Simpler Garten) – noch vor einigen Jahren der Geheimtip, so beliebt bei Budapest-Touristen, dass das Lokal „Fremdenführungen“ durch die Räumlichkeiten anbietet und einen Türsteher benötigt.
Die fantastisch dekorierten Räume bieten weit mehr als nur Bier, Pflaumenschnaps und Underground-Ambiente. In den hinteren Räumen werden abendfüllende Filme von 35-mm-Zelluloidrollen oder Super-8-Aufnahmen aus der „guten alten Zeit“ der 60er- und 70er-Jahre abgespult. Auf den oberen Etagen gibt es Kunstausstellungen, mal Fotografien, mal Seidenmalerei. Amateurmusiker können auftreten und wenn sie wirklich gut sind, im hauseigenen Tonstudio eine erste eigene CD produzieren.
Leider war es uns inzwischen zuviel Mainstream und wir hatten gehofft noch echten Underground zu finden, leider vergebens.
Nach 4 Tagen und 3 Nächten verließen wir Budapest. Wir sind ziemlich begeistert von dieser Stadt. Wir kommen sicher nochmal wieder um den Rest zu sehen.
Sie hat viel Potenzial und bietet unglaubliche Sehenswürdigkeiten. Ich wurde ein paar mal fast überfahren, da ich mit offenen Mund starrend stehen blieb.
Über Österreich und Tschechien fuhren wir Richtung Heimat.
In 2 Tagen waren wir dann wieder in Leipzig.
Die erste Nach standen wir in Österreich Schloß Wilfersdorf auf einem kostenlosen Stellplatz und die zweite Nacht bei Okno‘ in Tschechien auf einem einfachen Parkplatz.
Mein Fazit: Ungarn hat ein traumhaftes Hinterland, welches sich deffiniv lohnt bereist zu werden. Ebenso die Metropole Budapest! Die Ungarn sind sehr nett.
Man kann eine Ungarn Reise auch prima mit einem Trip nach Wien kombinieren, da es auf der Strecke liegt. (haben wir dann aber nicht gemacht).
Gerade diese Wechsel zwischen Weltstadt-Trip und Bade-Relaxen, Natur-Roadtrip ist unschlagbar und entspannt total 🙂